Wenn Musikerinnen oder Musiker ein Bild anschauen, lösen Farben und Formen etwas in ihnen aus. Sie setzen sich hin und beginnen beispielsweise eine atonale Komposition. Andererseits können Künstlerinnen und Künstler sich in ihrem Atelier Musik anhören und währenddessen beispielsweise Acrylfarben auf die Leinwand setzen. Diese Art, kreativ zu sein, ist zurückzuführen auf die synästhetische Wahrnehmung, bei welcher das Sehen, Hören und Empfinden verschmelzen und zu einer anderen Art von Wahrnehmung und Selbstverständnis führen. Diese kann einen kreativen Prozess auslösen.
Spezielle Sinneswahrnehmung
Mit Synästhesie ist gemeint, dass eine Sinneswahrnehmung die andere verursachen kann. Durch das Sehen kommen Menschen zum Hören, was bedeutet, dass sie in Farben und Licht akustische oder musikalische Töne hören und diese in Musik umsetzen können. Umgekehrt können Laute oder Musik als Farb- oder Lichttöne gesehen und in bildende Kunst umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang gibt es eine Wechselwirkung zwischen Musik und Kunst, Kunst und Musik. Dabei sind die jeweilige Sinneswahrnehmung und ihr Ergebnis individuell.
Wissenschaftliches Interesse
Heute gehen der synästhetischen Wahrnehmung Interessierte aus verschiedenen Bereichen, auch aus der Wissenschaft, nach. Es gibt mittlerweile eine internationale Bewegung, die sich mit diesem neurobiologischen Phänomen, wie es wissenschaftlich genannt wird, beschäftigt. Hierzulande ist die 2005 gegründete Deutsche Synästhesie-Gesellschaft e. V., DSB, in diesem Sinn aktiv.